Ich bin, du Ängstlicher. Hörst du mich nicht

mit allen meinen Sinnen an dir branden?

Meine Gefühle, welche Flügel fanden,

umkreisen weiß dein Angesicht.

Siehst du nicht meine Seele, wie sie dicht

vor dir in einem Kleid aus Stille steht?

Reift nicht mein mailiches Gebet

an deinem Blicke wie n einem Baum?

 

Wenn du der Träumer bist, bin ich dein Traum.

Doch wenn du wachen willst, bin ich dein Wille

und werde mächtig aller Herrlichkeit

und ründe mich wie eine Sternenstille

über der wunderlichen Stadt der Zeit.

 

aus dem Stundenbuch von R. M. Rilke